Wohnprojekt Monitoring

Projektgedanken (Wohnprojekt-Leitgedanken)

Was sind das: Projektgedanken?

Es sind Sehnsüchte und Wünsche an ein Leben, dass sich von dem Leben unterscheiden soll, welches man bisher gelebt hat. Soweit sollte die Definition für alle Wohnprojekte gelten.

Nachdem der Einzug in das Projekt gelungen ist, wird man sich in Abständen fragen müssen, ob die ursprünglichen Projektgedanken erhalten geblieben sind.

Es gibt dabei eine große Bandbreite der Sehnsüchte und Wünsche, die zuvorderst genannt werden:

  • Leben unter Gleichgesinnten (ein Motto, eine Ab- oder Zuneigung oder etwas Ähnliches)
  • Leben unter Verzicht auf Eigentum (an Wohnraum)
  • solidarische Umverteilungen im Miteinander (teils auch finanziell)
  • Leben ohne Hierarchien
  • ...

Alle Projektgedanken sind schwer so zu definieren, dass sie nicht direkt ausgrenzend wirken. Es gibt auch Projektgedanken, die eine Ausgrenzung hinnehmen und mit dieser Grenze die Freiheit der nicht ausgegrenzten Bewohner:innen meinen. Die Projektgedanken sind also immer eine Frage der Interpretation und die Interpretation aller Bewohner:innen sollte so früh wie möglich auch eine Änderung der Projektgedanken zulassen. Hier kann es einen Widerspruch zwischen den Projektgedanken der Initiator:innen und den Gedanken der neu aufgenommenen Mitglieder geben. Der Zeitpunkt, ab dem die Projektgedanken von den Initiator:innen freigegeben werden, ist schwierig zu bestimmen. Vielleicht kann das Vertrauen zu den neuen Mitgliedern ein Hinweis sein: Werden die neuen Mitglieder die Projektgedanken der Initiatoren verstanden haben und zumindest respektieren?

Ein Beispiel: ein Wohnprojekt in Berlin (kein Modellprojekt der BRD) hat kurz vor dem Start der Bauarbeiten große Probleme mit der Belegung, es sind also zu wenige Einheiten der ausschließlich genossenschaftlichen Wohnungen fest vergeben. Da gibt es einen vermeintlichen Rettungsanker: Die Initiatoren geben den späteren Verkauf der genossenschaftlichen Wohnungen in das Eigentum der bisherigen Mieter:innen frei. Man meint, so mehr Mitglieder für das Projekt werben zu können, was auch der Fall ist. Man beruhigt sich mit der Hoffnung, dass die Mitglieder eines genossenschaftlichen Wohnprojektes die Grundzüge der Genossenschaft verstanden haben und dem Reiz widerstehen werden, durch Spekulation Gewinne abschöpfen zu wollen. Allerdings ist es so, dass eine neu gegründete Wohnungsbaugenossenschaft kein gutes Geschäftsmodell, wer eine Rendite erwartet, sollte klipp und klar kommuniziert bekommen, dass dies nicht der Fall ist und nicht der Fall sein kann. Es geht hier um um anderere Werte. Die Mieter:innen ziehen in das Projekt ein und stellen fest, dass die Preise für Wohnraum steil nach Oben gehen, die eigenen Genossenschaftsanteile jedoch keinen Mehrwert abwerfen. Das haben die Mieter:innen auch zuvor schon gewusst, aber nun gibt es ja die Möglichkeit, den Mehrwert für sich abzuschöpfen, wenn auch zunächst nur auf dem Papier: Man kauft die Wohnung von der Genossenschaft und verabschiedet sich von dem Ziel, Wohnraum aus der Spekulation zu befreien, weil man es kann. Die Initiator:innen haben sich verspekuliert. Der Damm bricht, fast alle Mieter:innen kaufen die Wohnung zu dem Preis, den die Genossenschaft hat bezahlen müssen, und profitiert damit nebenbei auch noch von der ehrenamtlichen Tätigkeit, die bei dem Verzicht auf Gewinn der Initiatoren geleistet wurde. Damit sind die Projektgedanken verpufft, nicht mehr da. Die Rest- Genossenschaft kämpft um das wirtschaftliche Bestehen.

Weiteres Beispiel: Ein Modellprojekt aus Schleswig-Holstein ist sich dessen bewusst, dass einige Wohnungen eher schlecht wärmegedämmt sind (weil es bauliche Zwänge gibt), andere Wohnungen dagegen sehr gut. Um eine Gleichbehandlung zu ermöglichen, und damit die Wohnungen mit der schlechten Wärmedämmung ebenfalls attraktiv zu machen, entscheidet man sich im Konsens aller damaligen Mitglieder für eine solidarische Heizkostenabrechnung: nach Wohnfläche (nicht nach dem tatsächlichen Verbrauch der jeweiligen Wohnung). Es wird diskutiert, dass man mit der Wahl dieser Abrechnungsart der Heizkosten auch wird hinnehmen müssen, dass es ab und an zu als ungerecht empfundenen Lebensweisen kommen wird. Wenn eine Familie gerne in Shorts und Unterhemd wohnen möchte, andere sich für den Pullover entscheiden, muss man dies aushalten oder in Gruppe Maßnahmen zur Einsparung von Energie diskutieren. Man vertraut darauf, dass dies im Interesse der Gemeinschaft nicht zu sehr "ausgenutzt" werden wird. Etwa nach Ablauf eines Jahres des gemeinschaftlichen Wohnens starten die Diskussionen erneut. Die Basisdemokratie sollte es ermöglichen, weiter im Konsens zu entscheiden, aber dieser Grundpfeiler war schon implodiert (dazu mehr im Beispiel). Wenig später gibt es einen Beschluss der WEG (im Wohnprojekt gibt es eine Mischung aus Genossenschaft und Eigentum: WEG), für sehr viel Geld Zähler nachzurüsten und die sehr teure Ablesung dieser Zähler zu beauftragen, obgleich auch klar ist, dass dafür kein Geld eingeplant ist. Da die Genossenschaft mit 19 Stimmen in der WEG vertreten ist und das Einzeleigentum mit 4 Stimmen, hat die Genossenschaft die solidarische Heizkostenabrechnung versenkt, bei einer Gegenstimme in der WEG (einer Eigentümerin). Dies ist die Bankrotterklärung der ursprünglichen Projektgedanken.
Hier kommt der zentrale Projektgedanke schon nicht mehr ins Spiel: die Basisdemokratie (im Konsens) ist eben zuvor bereits außer Kraft gesetzt worden. Dies geschah ohne eine Beratung im Plenum und ohne einen transparenten Entscheidungsweg in der Gruppe, sozusagen als Überraschung. Dazu gibt es mehr unter dem Beispiel staTThus.

Diese Internetseite möchte anderen Wohnprojekten eine Hilfestellung dabei geben, den Verlust der ursprünglichen Projektgedanken zu vermeiden.

Monitoring

Hier können Wohnprojekte ihre Entwicklung über die Zeit des jeweiliges Projektes eintragen. Der Fokus liegt auf den Wohnprojekten, die als Modellprojekte der BRD ausgewählt und gefördert wurden. Die Modellprojekte haben einen besonderen Anspruch darin, ihre Erfahrungen anderen Projekten zur Verfügung zu stellen.

Das vorgesehene Monitoring über die Projektseite des Forum für gemeinschaftliches Wohnen ist allem Anschein nach auf einen Stand von etwa 2020 eingefroren. Eine Nachfrage, ob das Monitoring fortgeführt werden solle, blieb bisher ohne Reaktion. Da sich innerhalb der ersten 3 Jahre sehr viel tut, kann eine Bilanz der Leitgedanken und Leitideen für andere in der Entwicklung befindliche Projekte sehr spannend sein.
Ich versuche hier eine Bilanz des Projektes staTThus als ein Beispiel, wie ein Monitoring aussehen könnte. Bearbeitung: Michael Graf

 

Schleswig Holstein / Husum

Neues Leben in alten Klassenzimmern

Wohnprojekt staTThus: Monitoring

 

Hier noch die Liste der weiteren geförderten Projekte, welche gerne eingeladen sind, ihre Bilanz, auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln, hier einzufügen. Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Sachsen-Anhalt / Magdeburg

gemeinsam leben - gemeinsam wachsen -
gemeinsam altern

Sachsen / Leipzig

Johanniter - Generationenwohnen Grünau-Nord

Saarland / Saarbrücken

Galia III - Solidarisch leben im Quartier

Reihnland-Pfalz / Trier

Wohnen im Quartier

Rheinland-Pfalz / Speyer

Quartiersoffensive Gemeinschaftliches Wohnen Speyer-West.
Bedarfsgerechter Wohnraum dank Nachverdichtung

Rheinland-Pfalz / Bad Dürkheim

Froh2Wo - ein generationenübergreifendes Wohnprojekt
im Frohnhof II, Bad Dürkheim

Nordrhein-Westfalen / Köln

Von der Wohngemeinschaft zum Little-Cohousing
für Ältere in einem altersgemischten Wohnprojekt

Nordrhein-Westfalen / Bielefeld

So bunt wie möglich

Nordrhein-Westfalen / Hückeswagen

Inklusives ambulant betreutes Wohnen
in einer umgebauten Scheune auf einem Bauernhof

Niedersachsen / Hameln

Zwei Flügel:
Wohnen und Kultur unter einem Dach

Niedersachsen / Hildesheim

LebensRaum Hildesheim - Selbstbestimmte Lebens- und Arbeitsgemeinschaft für Menschen mit Behinderung

Niedersachsen / Lüneburg

Gründung eines Wohnprojekts in Selbstverwaltung -
gemeinschaftlich und bezahlbar!

Mecklenburg-Vorpommern / Greifswald

Gesellschaftshaus Greifswald:
Wohnprojekt im Zentrum bürgerschaftlichen Engagements

Hessen / Hofheim am Taunus

WIR am Klingenborn.
Gemeinschaftliches Wohnen im Dr. Max-Schulze-Kahleyss-Haus

Hessen / Hofgeismar

Petrihaus
in Hofgeismar

Hessen / Frankfurt

BeTrift Niederrad

Hamburg / Hamburg

FESTLAND - das Leuchtfeuer-Wohnprojekt für chronisch kranke Menschen

Bremen / Osterholz

Mehrgenerationenhaus Bremen - Schweizer Viertel

Brandenburg / Michendorf

WohnMichel: Generationenübergreifendes und ökologisches Gemeinschaftswohnprojekt in Michendorf

Brandenburg / Ludwigsfelde

Nachbarschaftliches Mehrgenerationenwohnen
im Grünen

Berlin / Berlin

Umbau von Bestandsgebäuden zu einem barrierefreien Wohnprojekt in Berlin-Mitte

Berlin / Berlin

Soziales Beratungszentrum und Kiez-Café "ANDERS Celcius" -
Aufbau eines innovativen, gemeinschaftsorientierten Wohn- und Quartiersprojekts

Berlin / Berlin

RuT - Frauen Kultur & Wohnen in Berlin-Mitte

Berlin / Berlin

Lebensort Vielfalt am Südkreuz -
zusammen leben, zusammen älter werden

Bayern / Fürth

Spiegelfabrik Fürth - Wohnen für Generationen

Bayern / Ursensollen

Seniorenwohnen Wohnen am Nußbaumpark (ehemals "DAHOAM")

Baden-Württemberg / Tübingen

Tante Huber: Vielfalt leben - beteiligt statt betroffen

Baden-Württemberg / Winnenden

Nahdran, Mittendrin - gemeinschaftlich Wohnen für Generationen

Baden-Württemberg / Burgrieden

Allengerechtes Wohnen in Burgrieden